Heizungsrohre

Infrastrukturen vor Ort | Wärmewende in Bestandsquartieren

Infrastrukturen vor Ort | Wärmewende in Bestandsquartieren

Der Gebäudesektor soll bis 2030 nur noch 67 Millionen Tonnen CO2 emittieren – gegenüber rund 210 Millionen Tonnen in 1990. Danach muss er bis zur Jahrhundertmitte „nahezu klimaneutral“ werden. Das verlangt große Anstrengungen und die größten Hebel liegen im Bestand und nicht im Neubau. Für Kommunen und Städte ergibt sich daraus eine große Herausforderung.

Kommunale Wärmeplanung: Aktive Rolle für Gebäudeeigentümer

Das Bundes- und Landesrecht verpflichtet Städte und Gemeinden, Wärmepläne aufzustellen und dabei Pfade zur Klimaneutralität aufzuzeigen und umzusetzen. Schlüsselakteure sind hier die Gebäudeeigentümer. Erst deren aktive Mitwirkung lässt die Wärmewende im Bestand realistisch erscheinen. Aktuell zeigt sich hier ein ernüchterndes Bild: Die Situation im Gebäudebestand ist geprägt durch einen Sanierungsstau. Grund dafür ist der Bezugspunkt eines einzelnen Gebäudes oder sogar einer Wohnung. Auf diesen beziehen sich die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung (siehe Abbildung).

In einer solchen Perspektive stehen nur wenige Optionen zur Verfügung.

Herausforderung: Im Quartier Potentiale für den Klimaschutz erschließen

Weitet man hingegen den Blick und bezieht Nachbargebäude oder gar das ganze Quartier mit ein, sind die Voraussetzungen für klimaneutrale Lösungen deutlich besser. Um diese Potentiale zu erschließen, bedarf es neuer Strategien: Die Eigentümer in einem Quartier verfügen alleine nicht über die Möglichkeiten, die Wärmewende wirksam voran zu bringen. Da eine umfassende Dämmung im Altbau oft nicht möglich ist, ist für den Gebäudebestand nach anderen Lösungen zu suchen. Neue Möglichkeiten könnten durch lokale Wärmenetze entstehen. Sie erlauben es, unterschiedliche dezentrale Wärmequellen, aber auch Speicher zu integrieren. Um dies zu organisieren, müssen neben den Eigentümern weitere Akteure hinzukommen, zum Beispiel kommunale Energieversorgungsunternehmen oder aus privater Initiative entstandene „Energie-Genossenschaften“. Jedes Bestandsquartier braucht eine spezifische Strategie.

Die itp:ne verfügt über die fachliche Expertise und über Erfahrungen mit Dialog-Formaten, um Prozesse in den Quartieren anzustoßen und zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Potentiale für den Klimaschutz im Gebäudebestand erschließen

Einblick

Im Winter warm und im Sommer nicht zu heiß: Bestehende Gebäude zu temperieren, ohne dabei auf fossile Energieträger zurückzugreifen, verlangt Lösungen, die über die einzelne Wohnung oder ein Haus hinausreichen.

Ein Team der itp:ne untersuchte in dem Projekt „Interaktive agentenbasierte Wärmenetze“ die Möglichkeit, in lokalen Wärmenetzen Klimaschutzpotentiale zu erschließen: Sie ersetzen Insellösungen für einzelne Haushalte, nutzen dezentral vorhandene (Ab-)Wärmequellen und bieten so neue Geschäftsmodelle in den Quartieren. In Verknüpfung mit neuartigen Speichermedien lassen sich Gebäude im Sommer kühlen und dann die Wärme im Winter zum Heizen nutzen.

Ein Blick aus der Infrastrukturperspektive zeigt allerdings: Erst ein Zusammenspiel unterschiedlicher technischer und organisatorischer Maßnahmen, verknüpft durch ein verbindendes Leitungsnetz macht es realistisch, die Klimaschutzziele zu erreichen. Bei entsprechender Ausgestaltung haben Gebäudeeigentümer zudem die Chancen, selbst aktive Beiträge zu leisten: Sie sind damit nicht lediglich passive Abnehmer von Wärme, sondern wachsen in die Rolle von Prosumern.